Me And My Drummer – Deutschlands neue Pop-Hoffnung
Me And My Drummer: Das sind Charlotte Brandi und Matze Pröllochs. Zu zweit stemmen die beiden einen Sound, der sonst von weit mehr als nur 2 Personen auf die Bühne gebracht wird. Funktionieren tut das ganz wunderbar und einen Hehl um ihre internationalen Ambitionen machen die beiden auch nicht, brauchen sie auch gar nicht. Wir konnten uns in Erfurt, im Franz Mehlhose selber ein Bild davon machen, waren und sind es immer noch: ganz hingerissen!
Charlotte und Matze lernen sich vor ein paar Jahren am Landestheater in Tübingen kennen, wo sie zusammen an mehreren Produktionen mitarbeiten. Sie schreiben und spielen die Musik und auch als Statisten sieht man sie auf der Bühne. Sie stellen fest, dass ihre Vorstellungen von Musik auch jenseits des Theaters sehr gut zusammenpassen. 2010 dann der gemeinsame Umzug nach Berlin, wo sie sich ganz auf das gemeinsame Musizieren konzentrieren wollen.
Charlotte wuchs in einer Musikerfamilie auf und kam von klein auf mit Musik in Berührung, übte sich schon sehr früh am Klavier und stand mit schon 15 als Singer/Songwriterin auf der Bühne. Nach einigen abgebrochenen Studiengängen, erkannte Sie, dass dies nicht ihr Weg ist. Nun spielt Sie bei Me And My Drummer Keyboards und singt. Wie sie selber immer gerne sagt „spielt sie Tasten“. Matze ist ebenfalls von Kindheit an musikalisch aktiv, gründet mit 10 seine erste Band. Er geht den typischen Weg, trommelt gerne und viel als Kind auf allem herum, was er in die Hände kriegt, er bekommt ein Schlagzeug geschenkt und von da an ist klar, wo es für ihn hingeht. Nun sitzt er immer noch am Schlagzeug und übernimmt auch organisatorische Aufgaben.
Im Interview erzählen uns Charlotte & Matze wie sie letztendlich auf Tobias Siebert trafen, Musiker und erfahrener Produzent, der mit ihnen auch ihr Debütalbum „The Hawk, The Beak, The Prey“ im Radio Buellebrueck Studio produzierte. Eines der ersten Festivals, auf denen Me And My Drummer auftreten ist die Fusion 2010. Dort sieht sie Philip Neues, der für das Booking im Franz Mehlhose verantwortlich ist, spielen und ist sofort ganz angetan. Er lädt sie ein im Franz aufzutreten, als dieses auch noch in den Kinderschuhen steckt. Charlotte & Matze „haben Bock“ und treten mit Vorband Petula auf. Petula, guter Freund vom Berliner Label Sinnbus, empfiehlt diese dann und so entsteht der erste Kontakt zum Label, bei dem sie jetzt unter Vertrag stehen. Über Sinnbus, erfolgt dann der Kontakt zu Tobias. Dieser produziert mit ihnen den Song „You´re a Runner“, der sie in weiten Kreisen bekannt macht und der es sogar ins britische Radioprogramm schafft. Von da an geht es stetig bergauf für Me And My Drummer.
Dieser produziert mit ihnen den Song „You´re a Runner“, der sie in weiten Kreisen bekannt macht und der es sogar ins britische Radioprogramm schafft.
Die Verbindung und gemeinsame Geschichte von Me And My Drummer und dem Franz Mehlhose ist schon eine tolle Story. Wenn ihr noch mehr Interessante Hintergrundinformationen erfahren wollt, könnt ihr hier das gesamte Interview anhören (aber erst morgen).
Das Konzert im Franz Mehlhose ist für Charlotte & Matze und dem Franz nicht nur aufgrund ihrer Geschichte heute etwas Besonderes, es ist auch ein kleines Jubiläum: ihr 80ster Gig und das erste im Vorfeld ausverkauftes Konzert für das Franz. Bevor es losgeht betritt Ralf, Inhaber des Franz, die Bühne und begrüßt das Publikum. Ein paar Bierwerbeartikel versucht er noch an den Mann zu bringen und erzählt, dass extra zusätzliche PA für den Abend beschafft wurde. Eine traurige Nachricht von ihm: And the Golden Choir alias Tobias Siebert ist krank und musste seinen Auftritt kurzfristig absagen. Einspringen tut dafür Miland. Ein junger Herr mit Gitarre und Laptop, der kleine träumerische Songs spielt, sehr sympathisch wirkt und gerne das Publikum aktiv einbindet. Nach seiner Performance erzählt er, dass er gerne auch kleine Zimmerkonzerte gibt und ihn jeder gerne darauf ansprechen kann. Eine nette Geste. Die Stimmung ist jetzt bereits angefacht, alle kuscheln sich eng vor der Bühne zusammen. Und es ist warm, verdammt warm. Die Vorfreude auf Me And My Drummer ist allen ins Gesicht geschrieben. Dann zeigen sich die beiden und werden bereits auf ihrem Weg zu Bühne durch das Publikum mit großem Applaus begrüßt. Charlotte trägt nun ein weißes Oberteil mit Rock und roten Lippenstift. Bezaubernd.
Sie beginnen das Konzert mit einem Stück, in dessen Genuss man bisher nur live kommt. Bis heute konnte ich nicht herausfinden, wie der Song heißt, aber er enthält die wunderbare Textpassage „You can stick your five rules of happiness up your ass“. Es soll nicht der letzte Song bleiben, den man nur live bewundern kann. Doch vorher geht es weiter mit „Rain Kids“ und „Down my Couch“. Charlotte & Matze sind gut drauf, der Gesang von Charlotte durchdringt den gesamten Raum und wenn sie singt, und das tut sie unglaublich gut, sind alle still. Sie gestikuliert viel mit ihren Armen, wenn ihre „Tasten“ ihr den Freiraum lassen. Nur ein wenig mehr Hall wünscht sie sich. Pünktlich zu „Wings“ ist dieser aber da und sorgt für Gänsehaut. Charlotte rückt für diesen Song mit Mikro näher ans Publikum und nur Matze, ganz in sich gekehrt, sorgt für die musikalische Untermalung. Regelmäßig wischt dieser sich den Schweiß von der Stirn, sein Einsatz ist bemerkenswert.
Nach jedem Song gibt es langen und intensiven Applaus. Charlotte bedankt sich beim Franz Mehlhose und bei Ralf für die Unterstützung und auch sonst ist sie aufgeweckt und unterhält das Publikum mit ihrer charmanten Art. Viele tolle Künstler standen schon auf dieser Bühne, sagt sie. Sóley zum Beispiel, auch wenn sie „nicht so ihr Fall ist“. Sie kündigt an, dass die Beiden heute ihre Songs ein wenig anders interpretieren wollen als „Auflehnung gegen sich selbst“. Eine weitere Ankündigung betrifft ein Gebilde hinter der Band. Ein Stern aus dünnen LED-Röhren, der an der Wand angebracht ist. Im nächsten Song kommt dieser zum Einsatz. Als weißes Lauflicht mit geringer Frequenz pulsiert der Stern zur Musik, ein schöner Anblick. Wohl dosiert kommt dieser noch öfter zum Einsatz. Bei „So Foreign“ kommt ein weiteres Lichtspektakel dazu. Der große Kronleuchter an der Decke wird angestrahlt und fungiert so als Discokugel, fächert das Licht auf und wirft es durch den gesamten Raum. Charlotte erzählt uns noch, wie sehr sie die Jam-Sessions zu dem Song genoss. „Wie kiffen ohne kiffen“ sei es für sie. Die Freude beim Spielen des Songs sieht man ihr an. Ebenso Matze, dieser steuert regelmäßig Background Vocals dazu. Das Publikum hängt ihr bei jeder ihrer kleinen Anekdoten und Erzählungen an den Lippen, es herrscht eine wunderbar lockerere und familiäre Atmosphäre, man hat nie das Gefühl „weit“ von der Band weg zu sein, im Gegenteil, man ist ihr nah. Dies passt wunderbar zu der Aussage, die Charlotte schon öfters traf, dass sie einfach nur 2 Menschen sind, die Musik machen wollen. Ohne Maskerade, ohne großes Brimborium.
Einen neuen Song haben sie an diesem Abend auch mitgebracht. Zu diesem steigt Charlotte mit Percussions ein, bevor sie sich wieder ihren Tasten widmet und diesen zum pompösen Finale des Songs, Orgelklänge entlockt. Bei manchen Songs wirkt Matze und sein Schlagzeug präsenter, er schlägt und trommelt mit unglaublicher Energie. Die Wucht seiner Schläge, kann man, dank des unglaublich guten Sounds im Saal, wortwörtlich spüren. Es fährt einem durch den ganzen Körper. Charlotte ist begeistert, wie schön das Publikum ihnen lauscht. Alle sind gefesselt. Belohnt wird dies mit durchgehendem Einsatz der Beiden, sie geben permanent alles. Charlotte redet immer noch viel mit uns. Es werden teils auch Stücke gespielt, bei denen Sie Französisch oder Spanisch singt. Doch sie mag Deutschland sehr, so sagt sie. „Hier wird die Frage – How are you – wenigstens wirklich beantwortet“. Dann folgt ein besonderes Schmankerl: ein Cover. Der Song geht los und es dauert nicht lange, bis ich ihn erkenne. „Where I End And You Begin“ von Radiohead. Als großer, großer Radiohead-Fan bin ich natürlich sofort hin und weg. Ein toller Song, den ich auch aufgrund des Schlagzeugparts, der den Song antreibt, sehr mag und frage mich, ob jemand der beiden ähnliche Gedanken dazu hat.
Dann kommt ein Song, auf den viele schon gewartet haben. „You´re a Runner“, kein Song wird im Vorfeld mehr bejubelt und es wird Lichttechnisch nochmal alles aufgefahren. Es wird mitgeklatscht und viele beginnen zu tanzen. Der letzte Song ist ein mir unbekanntes Klavierstück. Es baut sich langsam auf und endet in einem epischen Finale, begleitet vom gemeinsamen Gesang von Charlotte & Matze. Ein schöner Abschluss. Der Applaus und der Jubel am Ende des Songs sind gewaltig. Er hält an, bis die Beiden die Bühne wieder betreten und ihre Zugabe spielen. Das gleiche Spiel danach, wieder endloser Applaus bis zur zweiten Zugabe. Den endgültigen Abschluss des Abends bildet „Runner(Reprise)“. Erneut unendlicher Jubel aus dem Publikum als sich Me And My Drummer ein letztes Mal verabschieden. Lange habe ich nicht mehr erlebt, dass eine Band vom Publikum so gefeiert wird. Sichtlich gerührt und glücklich verlassen Charlotte & Matze die Bühne. Der Applaus hält noch eine Weile an, auch als die Beiden schon längst verschwunden sind.
Fundstücke aus dem Netz:
Bandportrait von L2 (Listen To)
Komplettes Konzert & Interview zusammen mit Lisa Hannigan bei TV Noir
Me And My Drummer bei On3-Startrampe
Bisherige Releases:
Split Single Einar Stray / Me And My Drummer (2012, 7″ Vinyl – Sinnbus)
You´re A Runner (2012, EP – Sinnbus)
Heavy Weight (2012, Single (Digital) – Sinnbus)
The Hawk, The Beak, The Prey (2012, LP – Sinnbus)
Don´t Be So Hot (2012, LP – Sinnbus)
Tourdaten 2012:
29.11. HU – Budapest, Toldi Klub
30.11. AT – Salzburg, Arge / Roter Salon
01.12. DE – Munich, ON3 Festival
04.12. DE – Stuttgart, Schocken (instead of 17.09.! Tickets are still valid) Tickets!
05.12. DE – Dresden, Beatpol (instead of 23.09.! Tickets are still valid) Tickets!
14.12. BE – Gent, Trefpunt, Glimps Festival